Aktuelle Jahrestagung – Exkursionen


Exkursionen

Die Exkursionen führen teilweise in feuchtes Gelände und erfordern entsprechendes, einigermaßen wasserdichtes Schuhwerk.
Die detaillierten Anforderungsprofile und Wegbeschreibungen finden Sie nachfolgend bei den jeweiligen Beschreibungen der Exkursionen.

Die Anmeldung zu den einzelnen Exkursionen erfolgt zu Beginn der Tagung (Freitag, 26. Juli 2024) im Tagungsbüro. Die Plätze werden nach Reihenfolge der Anmeldung vergeben.

Exkursion 1 – Wildeshauser Geest

Themen: Vegetation der Geest (Heiden, Magerrasen, Bruchwälder, Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder, Zwergbinsengesellschaften), Pflege von Offenlandbiotopen, Walddynamik, Waldweide

1. Ziel: Pestruper Gräberfeld und Pestruper Moor bei Wildeshausen
Das Pestruper Gräberfeld ist eines der letzten größeren Heidegebiete in der Oldenburger Umgebung. Dies ist vor allem auch dem Umstand zu verdanken, dass hier eines der größten vorgeschichtlichen Gräberfelder (bronze-eisenzeitlich) in NW-Deutschland erhalten geblieben ist. Hier finden sich auf Podsol-Böden klassische Sandheiden (Genisto anglicae-Callunetum) z. B. mit Englischem Ginster (Genista anglica) und behaartem Ginster (Genista pilosa) in verschiedenen Ausprägungen, artenarme Borstgrasrasen (Galium saxatile-Nardus-Gesellschaft) sowie randliche Übergänge von Sandmagerrasen zu mesophilem Grünland. Die Flächen werden durch Schafbeweidung gepflegt.

Pestruper Gräberfeld mit Genista anglica und Calluna vulgaris (Fotos: C. Peppler-Lisbach).

Das Pestruper Moor ist eine Randvermoorung des an das Gräberfeld angrenzenden Huntetales. Durch unterschiedliche Grundwasserqualitäten kommen im Gebiet – ineinander übergehend – sowohl Erlen- als auch Birkenbruchwälder (Carici elongatae-Alnetum, Sphagno-Alnetum, Betuletum pubescentis) vor. Während auf den eutrophen Standorten Arten wie Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua), Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) und Sumpffarn (Thelypteris palustris) zu finden sind, treten in den mesotrophen Bereichen z. B. Gagelstrauch (Myrica gale), Drachenwurz (Calla palustris), Schnabel-Segge (Carex rostrata) oder auch Torfmoose (Sphagnum palustre, S. fimbriatum, S. squarrosum) auf.

Thelypteris palustris, Calla palustris, torfmoosreicher Birken-Bruchwald (Fotos: C. Peppler-Lisbach).

Wegstrecke: ca. 3,5 km; Beschaffenheit der Route: überwiegend ebene Sandwege, am Pestruper Moor auch hängig mit kurzen steilen Partien. Im Pestruper stellenweise nass, aber Wanderschuhe ausreichend. Da es sich bei dem Gebiet um ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet handelt, bitte keine Pflanzen, Tiere oder Pilze entnehmen.

2. Ziel Hasbruch bei Hude
Der Hasbruch ist mit 630 ha eines der größten zusammenhängenden naturnahen, historisch alten Waldgebiete im Weser-Ems-Gebiet. Das Gebiet ist vor allem durch die bis zum Ende des 19 Jahrhunderts praktizierte Waldweide geprägt. Neben vorherrschenden Eichen-Hainbuchenwäldern (Stellario-Carpinetum) finden sich bodensaure bis mesophile Buchenwälder (Deschampsio-Fagetum, Oxalido-Fagetum) und an den Bachläufen Auwälder (Alnion incanae). Im Zentralbereich befindet sich ein 39 ha großer ungenutzter Naturwald, in dem die rezente Walddynamik, insbesondere das Konkurrenzverhältnis zwischen Rotbuche und Stieleiche, gut erschlossen werden kann. In jüngerer Zeit ist in einem weiteren kleinen Teilbereich eine Waldbeweidung wieder eingeführt worden.
Besonders eindrucksvoll im Hasbruch sind die vielen stattliche Stieleichen, darunter die imposante uralte Friedrikeneiche mit einem Umfang von mehr als 7 Metern. Eine große Zahl von teilweise kandelaberförmigen und verdrehten Exemplaren der Hainbuche zeugt von der früheren Schneitelwirtschaft. Die Größe des Hasbruchs, die hohe Zahl an alten Bäumen und die abwechslungsreiche Struktur machen den Wald zu einem wichtigen Brutgebiet für viele an den Wald gebundene Vogelarten, unter anderem den Mittelspecht. Der Hasbruch beherbergt auch eines der nördlichsten Vorkommen des Feuersalamanders in Mitteleuropa.

Naturwald Hasbruch mit alten Schneitel-Hainbuchen und der uralten Friederiken-Eiche (Fotos: C. Peppler-Lisbach, M. Diekmann).

Wegstrecke: ca. 6,5 km; Beschaffenheit der Route: überwiegend ebene Sandwege. Da es sich bei dem Gebiet um ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet handelt, bitte keine Pflanzen, Tiere oder Pilze entnehmen.

3. Ziel Kleingewässer in Oldenburg-Etzhorn mit artenreicher Pioniervegetation
Im Norden der Stadt Oldenburg ist in und an anthropogenen Kleingewässern (naturrnahe Regenrückhaltebecken, Artenschutzgewässer) eine reiche Flora mit Arten der Zwergbinsen- und Strandlingsgesellschaften (Isoëto-Nanojuncetea, Littorelletea) zu finden. Hier treten wieder seltene Pflanzenarten auf, die früher in der traditionellen Kulturlandschaft, z. B. an Heideweihern, weit verbreitet waren, z. B. Zwerg-Gauchheil (Anagallis minima), Flutender Sellerie (Heloscadium inundatum), Späte Gelbsegge (Carex viridula), Vielstengelige Sumpfsimse (Eleocharis multicaulis), Nadelsimse (Eleocharis acicularis), Gelbweißliches Ruhrkraut (Helichrysum luteoalbum), Niederliegendes Johanniskraut (Hypericum humifusum), Flutende Schuppensimse (Isolepis fluitans) Sumpfquendel (Peplis portula), Zwerg-Lein (Radiola linoides) und Pillenfarn (Pilularia globulifera).

Hypericum humifusum, Radiola linoides und Anagallis minima (Fotos: T. Täuber).

Wegstrecke: ca. 1 km ebene Strecke. Gummistiefel empfohlen, aber nicht unbedingt erforderlich (je nach Wasserstand/Witterung).

Exkursionsleitung: Dr. Cord Peppler-Lisbach
Exkursionsteam: Dr. Ralf Becker, Prof. Dr. Martin Diekmann, Dr. Cord Peppler-Lisbach


Exkursion 2 – Hochmoore bei Oldenburg

Themen: Vegetation von Hochmooren (in Wiedervernässung nach industrieller Abtorfung, Grünland, ‚Heile-Haut‘-Flächen); Torfmoos-Paludikultur auf ehemaligem Grünland

1. Ziel: Leegmoor
Das etwa 450 ha große NSG Leegmoor liegt am Südrand der Hunte-Leda-Moorniederung zwischen Oldenburg und Papenburg. Das NSG ist zugleich Teil des FFH-Gebiets 159 „Leegmoor“ und des EU-Vogelschutzgebiets V14 „Esterweger Dose“.
Zwischen 1950 und 1983 wurde der Nordtteil des Leegmoor bis auf den Schwarztorf abgebaut. Anschließend fanden in den Jahren 1983/84 im Rahmen des 1. Niedersächsischen Moorschutzprogramms umfangreiche Maßnahmen zur Wiedervernässung statt, deren Auswirkungen in einem umfangreichen Monitoring bis 1996 begleitet wurden: Grabenanstau und -verfüllung, Anlage von 28 Poldern, Schaffung von künstlichen Bulten und Schlenken, Lockerung der oberflächennahen Torfe u.a. Der Südteil ist nicht abgetorft und weist bis heute eine bis zu 2,5 m mächtige Torfauflage auf.
Auf der Exkursion werden folgende Teilflächen besucht: die intensiv untersuchten E- & E-Bereiche, alte und junge Stadien der Wiedervernässung nach industriellem Schwarztorf-Abbau, Beimpfung mit Bult-Torfmoosen, ‚Heile-Haut‘-Flächen, extensiv genutztes Grünland und Flächen des Wiesenvogelschutzes.

Leegmoor (Fotos: H. Brux).

Wegstrecke: ca. 2 km; Beschaffenheit der Route: überwiegend auf Sandwegen und Torfdämmen; nach Regenfällen weich, dafür wären Gummistiefel zu tragen. Da es sich bei dem Gebiet um ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet handelt, bitte keine Pflanzen, Tiere oder Pilze entnehmen.

2. Ziel: Paludikultur Hankhausen
Auf Grünland des Hochmoors Hankhausen (Landkreis Ammerland) wurde 2011 eine Versuchsfläche zum Anbau von Torfmoosen (‚sphagnum farming‘) angelegt. Dabei wurde auf Grünland die oberste Bodenschicht auf 30-50 cm entfernt und anschließend auf dem blanken Torf die Torfmoose Sphagnum papillosum und S. palustre gleichmäßig verteilt, die sich dann rasch etablierten. Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung sind u.a. die Nivellierung der Flächen, die Anlage von Wällen und die permanante Versorgung mit Wasser für die Erhaltung eines annähernd konstanten Wasserstands.
Auf der Exkursion werden verschiedene Stadien des Torfmoos-Anbaus auf den Produktionsflächen (vor und nach Ernte), der vergleichende experimentelle Anbau von 12 Torfmoos-Arten auf Kleinstflächen und die beiden Filterbecken (mit Rohrkolben und Schilf) besichtigt.

Projektfläche Hankhausen (Foto: lensescape.org 2017).

Teilgeerntete Torfmoosfläche (Foto: D. Brötzmann).

 

 

 

 

 

 

 

Wegstrecke: ca. 1,5 km; Beschaffenheit der Route: überwiegend auf Torfdämmen; nach Regenfällen weich, in diesem Fall wären Gummistiefel zu tragen.

Exkursionsleiter: Prof. Dr. Rainer Buchwald
Exkursionsteam: Holger Brux, Prof. Dr. Rainer Buchwald, Dr. Jana Packmor


Exkursion 3 – Salzwiesen der Festlandsküste (Butjadingen)

Themen: Genese und Ökologie der nordwestdeutschen Küstenlandschaft am Beispiel des Jadebusens, des Sehestedter Außendeichmoors und der anthropogenen Salzwiesen des Jadebusens. Vegetation von Wattflächen und Salzwiesen, Neuentwicklung von Salzwiesen nach teilweiser Entfernung des Vordeiches.

1. Ziel Sehestedter Außendeichsmoor, Salzwiesen am Jadebusen
Der Jadebusen entstand durch einen Meereseinbruch infolge mehrerer Sturmfluten im Mittelalter. Dabei wurden die hinter der Deichlinie vorhandenen Moore durch die erosiver Kraft der Sturmfluten zu großen Teilen ausgeräumt. Das Sehestedter Außendeichsmoor ist der Rest eines solchen Moores. Durch das Eindringen von Salzwasser kam es zu einem Aufreißen des süßwasserhaltigen Torfkörpers, der seitdem bei Flut durch seine gegenüber Salzwasser geringere Dichte aufschwimmt. Das Sehestedter Außendeichsmoor ist europaweit der einzige Ort, wo große, aufgeschwommene und übereinandergeworfene Torfblöcke, die sogenannten „Dargen“, zu sehen sind. Das Sehestedter Moor kann von einer Beobachtungsstation vom Hauptdeich aus eingesehend werden. Das unter Schutz stehende Moor und die Dargen können wegen ihrer Einzigartigkeit leider nicht betreten werden.

Torfblöcke (Dargen) am Rand des Sehestedter Außendeichmoors (Foto: M. Kleyer).

Pionierzone mit Spartina anglica, Salicornia spp. und Suaeda maritima bei Hochwasser (Foto: M. Kleyer).

 

 

 

 

 

 

 

 

Die flachen, zweimal täglich überfluteten Wattflächen, die nach der Ausräumung der Moore entstanden, bestehen aus kalkreichen und phosphorreichen Sand-, Schluff- und Tonböden, die aus landwirtschaftlicher Perspektive hervorragendes Ackerland darstellen. Zur Landgewinnung mussten die Wattflächen mit Faschinen bzw. Lahnungen versehen werden, die den Sedimentaufwuchs förderten, um sich anschließend zu Salzwiesen zu entwickeln. Sobald die Flächen genügend Sediment eingefangen und hoch genug aufgewachsen waren, konnten sie eingedeicht werden, um dann auszusüßen und ackerbaulich genutzt zu werden. Vor dem neuen Deich wurden weitere Lahnungen angelegt und weitere Salzwiesen entwickelt. Ein Großteil der Salzwiesen der Festlandsküste sind anthropogen entstanden. Bis in die 1980er Jahre waren die Salzwiesen begehrte Weideflächen. Mit der Errichtung des Nationalparkes musste die Nutzung auf den meisten Salzwiesen aufgegeben werden. Danach wandelten sich insbesondere die oberen Salzwiesen von relativ artenreichen Beständen mit Bodden-Binse (Juncus gerardii), Rotschwingel (Festuca rubra agg.) und Strand-Beifuß (Artemisia maritima) Beständen zu artenarmen Dominanzbeständen der Strand-Quecke (Elymus athericus). Als einem der wenigen solcher Pfade an der nordwestdeutschen Festlandsküste befindet sich bei Sehestedt ein Salzwiesen-Erlebnispfad. Bei einer Wanderung, die durch die obere Salzwiese, die untere Salzwiese und die Pionierzone führt, kann kann die Vegetationsabfolge erschlossen werden.

Wegstrecke: ca. 5 km ebene Strecke. An der Nordseeküste kann es auch im Sommer zu plötzlichen Regenschauern kommen. Deshalb sind regensichere Kleidung und Gummistiefel empfehlenswert.

2. Neuanlage von Salzwiesen am Langwarder Groden
An einigen Stellen der Nordseeküste sind dem Hauptdeich Vor- und Sommerdeiche vorgelagert. Sommerdeiche sollten die Wiesen und Weiden vor dem Deich vor den niedrigen Sommer-Sturmfluten schützen. Im Zuge einer Kompensationsmaßnahme für Eingriffe beim Bau der Jade-Weser-Ports und Deichverstärkungen am August- und Cäciliengroden wurde ein Teilabschnitt des Vordeiches an der Butjadinger Küste entfernt. Die Böden der dahinterliegenden Grünlandflächen waren vorher zur Verstärkung des Hauptdeiches bis auf ±0 m über NN abgebaut worden. Die Priele wurden vergrößert, so dass die Fläche der natürlichen Tidedynamik ausgesetzt ist. Hier kann begangen und beobachtet werden, wie sich die Salzwiesenentwicklung auf neu angelegten Wattflächen vollzieht. Dieses Thema wird vor Ort im Kontext des durch den Klimawandel induzierten Meeresspiegelanstiegs diskutiert.

Bohlenweg am Langwarder Groden mit dem verbreiterten Priel und in Entwicklung begriffenen Salzwiesen und Wattflächen (Foto: M. Kleyer).

Wegstrecke: Leichte Wanderung ab Hafen Fedderwarder Siel entlang der Grenze zwischen Grünland und Salzwiese. Ausblick auf die Wesermündung und die Wattflächen der „Hohe Wart“. Dann Besichtigung der Kompensationsmaßnahme auf dem Bohlenweg über die Wattflächen. Die Wattflächen selbst sind noch zu instabil und können nicht betreten werden, da die Gefahr des Einsinkens zu hoch ist.

Exkursionsleiter: Prof. Dr. Michael Kleyer
Exkursionsteam: Prof. Dr. Michael Kleyer und Kollegen


Exkursion 4 – Wangerooge

Themen: Typische Lebensräume einer ostfriesischen Barriereinsel im UNESCO-Weltnaturerbe Nationalpark Wattenmeer, Neophyta, Wiesenvogelschutz, Strandbrüter, Küstenschutz

Die Insel Wangerooge ist die östliche der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln und nach Baltrum auch die zweitkleinste Insel. Auf Wangerooge lassen sich alle wichtigen Lebensräume einer Barriereinsel vom Strand, über die Dünen bis in die Salzwiesen und Watten „erwandern“, aber auch die Dynamik der ostfriesischen Inseln lässt sich hier beispielhaft nachvollziehen. So lag der markante Westturm 1597 noch in der Inselmitte. Er wurde 1932/33 nach alten Plänen am heutigen Westende Wangerooges neu errichtet, nachdem der alte Turm aufgrund der Inselverschiebung in den Fluten verschwand. Wir werden die Exkursionsgruppe schon auf der Fähre in zwei Teilgruppen trennen. Eine Gruppe läuft am Vormittag den Westteil der Insel ab, die zweite Gruppe fährt mit der Bahn in den Hauptort und startet dort eine Ostrunde. Zur Mittagspause treffen wir uns im Hauptort Wangerooge und tauschen nach der Mitttagspause die Gruppen. Die Exkursionsteilnehmer:innen werden also alle Exkursionspunkte sehen, da aber die Vormittagszeit etwas länger ist, können sich kleinere zeitliche Unterschiede ergeben. Details klären wir vor Ort.

1. Ziel: Heidegebiet Wangerooge
Das Heidegebiet ist das älteste Dünengebiet auf der Insel und weist mehrere Besonderheiten auf. Neben der eigentlich für die Insel typischen Küstenheide mit Krähenbeere (Empetrum nigrum) kommt hier ein weitflächiges Gebiet mit Besenheide (Calluna vulgaris) vor, das größte Besenheidegebiet der ostfriesischen Inseln. Die Besenheide ist um 1875 im Verlauf von Deichbaumaßnahmen nach Wangerooge gekommen und hat sich seit dieser Zeit etabliert. Die Heideflächen müssen, wie entsprechende Bereiche am Festland, gepflegt werden. Vegetation und Pflegemaßnahmen werden an diesem Standort thematisiert. Im Heidegebiet wurden im letzten Jahrhundert auch sogenannte Eisteiche angelegt. Diese Gewässer, tragen, wie die wangerooge-typischen Kleinstgewässer, die durch Bombenabwürfe entstanden sind, eine Vegetation konkurrenzschwacher Arten, wie zum Beispiel dem Strandling (Littorella uniflora). Seit längerer Zeit ist das Vorkommen von Nadelkraut (Crassula helmsii), ein invasiver Neophyt aus Ozeanien, auf Norderney bekannt. In jüngerer Zeit wird diese Art nun auch auf Wangerooge beobachtet und wird zur Gefahr für die typische Kleingewässervegetation der Insel. Vorkommen von Nadelkraut in Kleingewässern, aber auch Bekämpfungsmaßnahmen werden in Augenschein genommen.

Heidegebiet auf Wangerooge (Foto: Jan Ulber).

2. Ziel: Innengroden Wangerooge
Als Innengroden werden auf den Ostfriesischen Inseln alle (ehemaligen) Salzwiesenbereiche genannt, die durch Eindeichung vom Meer, somit also vom täglichen Überflutungsgeschehen abgetrennt sind. Auf Wangerooge gibt es zwei dieser Gebiete, den West- und den Ostinnengroden. Im Laufe der Jahrzehnte süßten diese Bereiche aus und entwickelten sich zu Feuchtwiesen, die sowohl aus botanischer Sicht als auch aus ornithologischer Sicht von herausragender Bedeutung sind. Auch in den Innengroden gibt es eine Vielzahl von Bombentrichtern, die im April 1945 auf Wangerooge entstanden. Die Süßwasserbiotope mit ihrer typischen Vegetation (u. a. verschiedene Potamogeton-Arten) sind wertvolle Biotope für Libellen und die gefährdete Kreuzkröte. Im Ostinnengroden werden wir die sogenannte „Orchideenwiese“ anlaufen, das größte Vorkommen des Gefleckten Knabenkrauts (Dactylorhiza majalis) im Landkreis Friesland. Ornithologisch bedeutend sind diese Flächen für eine Vielzahl von Wiesenvögeln; eines der wichtigsten Brutvorkommen des Kiebitz (Vanellus vanellus) (Vogel des Jahres 2024) befindet sich auf Wangerooge und auch die Uferschnepfe (Limosa limosa) werden wir hoffentlich beobachten können.

Geflecktes Knabenkraut im Ostinnengroden (Foto: Jan Ulber).

3. Ziel: Dünen- und Strandvegetation
Anfang des 20. Jahrhunderts hätte der angelaufene Exkursionspunkt im Osten der Insel einer mehr oder weniger vegetationslosen Sandplate geglichen. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich dort verschiedene Dünenstadien unterschiedlichen Alters gebildet. Wir werden ein Transekt vom Spülsaum, über die Primärdünen bis in die älteren Dünen ablaufen und uns mit der natürlichen Dünenvegetation beschäftigen. Auch hier wird erneut das Thema Neophyta angesprochen, wobei hier vor allen das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens) und die Kartoffelrose (Rosa rugosa) eine besondere Rolle spielen werden. Die Ostdünen bieten auch einen sehr guten Standort, um die ein oder andere interessante Vogelbeobachtung zu machen. So ist das Gebiet eines der letzten Brutgebiete der Kornweihe (Circus cyaneus). Vielleicht haben wir ja das Glück einer Beobachtung.

Stranddisteln am Westturm auf Wangerooge (Foto: Viola Strassner).

4. Ziel: Außengroden und Salzwiesen
Die natürlichen Salzwiesen und Außengroden Wangerooges unterliegen dem täglichen Tideeinfluss, so dass wir hier ein Transekt von der mit Queller (Salicornia spec.) und Schlickgras (Spartina anglica) eingenommen Pionierzone, über die Untere bis in die Obere Salzwiese ablaufen werden. Die Blütezeit des Strandflieders (Limonium  vulgare) wird hoffentlich einen schönen Blühaspekt bereithalten. Eine weitere Besonderheit Wangerooges ist die im südwestlichen Watt gelegene Westlagune, ein ausgedehntes, verzweigtes Salzwasserseengebiet, das 1912 durch Sand- und Schlickentnahme für den Bau des Westgrodendeiches entstand. Bei Hochwasser ist die Lagune ein wichtiger Rastplatz für Pfuhlschnepfen (Limosa lapponica) und den Großen Brachvögel (Numenius arquata), zur Brutzeit lassen sich hier Lach- und Sturmmöwen (Chroicocephalus ridibundus, Larus canus) wie auch Rotschenkel (Tringa totanus) und Löffler (Platalea leucorodia) beobachten. In den Brackwassertümpelder Außengroden, die ebenfalls auf Bombentrichter zurückzuführen sind, finden sich Arten wie zum Beispiel der Salz-Wasserhahnenfuß (Ranunculus peltatus ssp. baudotii) und die Salde (Ruppia maritima). Eine Begehung dieser Brackwassertümpel wird aber vermutlich aufgrund der Brutzeit nicht möglich sein.

Ostaußengroden auf Wangerooge (Foto: Christian Wolff).

Wegstrecke: ca. 12 km; Beschaffenheit der Route: leicht (bis auf die Dünengebiete ebenes und gut begehbares Gelände, teilweise unbefestigte Wege auf Sand). Die Exkursionsgruppe wird zu Beginn in zwei Gruppen geteilt (westliche Insel, östliche Insel), die sie sich zum Mittag wieder im Hauptort treffen. Dort ist eine individuelle Pause geplant, ehe am Nachmittag die Gruppen getauscht werden. Am Nachmittag treffen sich die Gruppen am Hafen zur Rückfahrt nach Harlesiel. Die Fährkosten belaufen sich auf 25,50 €. Wir werden das Geld vorher einsammeln.
Alle Exkursionspunkte befinden sich im UNESCO-Weltnaturerbe Nationalpark Wattenmeer, der Exkursionszeitpunkt liegt in der Hauptbrutsaison. Das Betreten der Schutzzonen ist in dieser Zeit nicht gestattet, so dass wir von einer Begehung der Flächen absehen müssen. Wir werden aber versuchen, so nah wie möglich an die interessanten Bereiche heranzukommen. Im Rahmen der Exkursion werden auch avifaunistische Themen angesprochen, Spektive und Ferngläser werden wir in begrenzter Zahl mitführen. Wer ein eigenes Fernglas zur Hand hat, ist herzlich eingeladen, dies zur Exkursion mitzubringen.

Exkursionsleitung: PD Dr. Holger Freund
Exkursionsteam: Markus Prinz, Mathias Heckroth & Naturschutzwarte auf Wangerooge


Nachexkursion – Emsland

Themen: Oligotrophe Gewässer (Flora, Gefährdung, Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen von Heideseen und -weihern), nordwestdeutsche Hudelandschaft mit Sandmagerrasen, Weidelgrasweiden und beweideten Hartholz-Auwäldern

1. Ziel: Borkener Paradies
In einer seit den 1930er Jahren abgetrennten Emsschleife ist bei Versen (westl. Meppen, Landkreis Emsland) ein landschaftlich reizvolles Relikt der traditionellen Kulturlandschaft Nordwestdeutschlands erhalten geblieben. Das seit 1937 unter Naturschutz stehende, durch Beweidung entstandene und offen gehaltene Borkener Paradies wird zu großen Teilen von unterschiedlichen Sandmagerrasen-Typen und Zwergstrauchheiden eingenommen. Die Dünenzüge sind in den höher gelegenen Bereichen vor allem von lückigen Silbergrasfluren (Spergulo-Corynephoretum) und anderen artenarmen Pionierrasen bewachsen, die teilweise reich an Strauchflechten (u. a. Cladonia arbuscula, C. portentosa) und anderen Kryptogamen sind. Auf tiefer gelegenen, gelegentlich überfluteten, Flächen wachsen artenreiche Sandmagerrasen (Diantho-Armerietum), u. a. mit Heidenelke (Dianthus deltoides), Echtem Labkraut (Galium verum), Ährigem Ehrenpreis (Veronica spicata), Wildem Stiefmütterchen (Viola tricolor) oder Tripmadam (Sedum rupestre). Noch tiefer gelegen, und teilweise eng mit Sandmagerrasen verzahnt, kommen Weidelgrasrasen (Lolio-Cynosuretum) vor. In den Senken und Flutrinnen sind Flutrasen zu finden, an der Ems und an Stillgewässern Wasserpflanzengesellschaften und Röhrichte. Im Übrigen werden weite Teile des Gebiets von Auwäldern (Querco-Ulmetum) mit Stieleiche, Esche und Ulmen eingenommen, welche ebenfalls von Rindern und Pferden beweidet werden. Die Waldmäntel im Übergang zu den offenen Rasen bilden Schlehengebüsche mit Prunus spinosa, Hartriegel (Cornus sanguinea) oder Kreuzdorn (Rhamnus cathartica).

Sandmagerrasen im Borkener Paradies (Foto: C. Peppler-Lisbach).

Diantho-Armerietum mit Dianthus deltoides und Galium verum (Foto: C. Peppler-Lisbach).

 

 

 

 

 

 

 

2. Ziel: Versener Heidesee
Im Zuge des Baus der Emsland-Autobahn (A31) entstand in den 90er Jahren ein großer Heidesee, der heute einen der wertvollsten nährstoffarmen Geestseen NW-Deutschland darstellt. Das oligotrophe Gewässer hat eine Fläche von 16 ha, die umgebende Calluna-Heide umfasst 24 ha und wird von Bentheimer Landschafen beweidet. Das Gebiet wird seit vielen Jahren vom Verein ‚Land Unter‘ e.V. fachkundig betreut und gepflegt.

Das Gebiet weist neben 179 Tierarten (darunter Zwergtaucher, Reiherente, Heide-Bürstenspanner, Schlingnatter und Kreuzotter) insgesamt 131 Pflanzenarten auf, von denen 31 auf der Roten Liste Deutschlands und 8 auf deren Vorwarnliste stehen. Als Besonderheiten des flachen Ostufers seien hier erwähnt: Igelschlauch (Baldellia ranunculoides) und Strandling (Littorella uniflora) in sehr großen Beständen, dazu Fadenenzian (Cicendia filiformis), Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna), Pillenfarn (Pilularia globulifera) und Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe). Dieser Flachwasserbereich mit wechselnden Wasserständen gehört nach FFH-Richtlinie dem Lebensraumtyp 3110 – „Sehr nährstoff- und basenarme Stillgewässer der Sandebenen mit Strandlings-Gesellschaften“ an.

Einen besonderen Wert hat der Heidesee darüber hinaus in der aquatischen Zone (Wassertiefe > 50 cm); hier wachsen 5 Arten der Armleuchteralgen, womit er eines der wichtigsten Characeen-Gewässer NW-Deutschlands darstellt. Die Vielästige Glanzleuchteralge (Nitella hyalina) weist aktuell nur drei Wuchsorte in Deutschland auf (Rote Liste Kategorie 1), davon zwei in der Weser-Ems-Region.

Versener Heidesee (Foto: C. Peppler-Lisbach).

Igelschlauch (Baldellia ranunculoides) am Versener Heideseee (Foto: Cord Peppler-Lisbach).

 

 

 

 

 

 

 

Wegstrecke: ca. 1 km; Beschaffenheit der Route: überwiegend ebene Sandwege und Fußpfade durch die umgebenden Heideflächen. Im Uferbereich bieten sich Gummistiefel an. Da es sich bei dem Gebiet um ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet handelt, bitte keine Pflanzen, Tiere oder Pilze entnehmen.

3. Ziel: Ahlder Pool
Bis vor etwa 10 Jahren galt der Ahlder Pool im südlichen Landkreis Emsland als einer der wertvollsten Heideweiher NW-Deutschlands. Wahrscheinlich entstanden durch späteiszeitliche Windausblasung, beherbergte das flache Gewässer (maximale Wasserstände im Winter 50-60 cm) auf sandigen Böden sehr große Bestände der (stark) gefährdeten Arten Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna) und Strandling (Littorella uniflora) sowie Bestände der Vielstengeligen Sumpfbinse (Eleocharis multicaulis) und der Schneide (Cladium mariscus), die beide noch bestehen, sowie von Flutender Binse (Isolepis fluitans), Kleinem Wasserschlauch (Utricularia minor) und Pillenfarn (Pilularia globulifera), deren Vorkommen mittlerweile erloschen sind. Während Lobelia seit 2016 nicht mehr nachgewiesen wurde, breitet sich Littorella nach zwischenzeitlichem Rückgang auf den 2019 abgeschobenen Flächen wieder aus. Daneben bestehen kleine Populationen der Hirsensegge (Carex panicea), des Sumpf-Johanniskrauts (Hypericum elodes) und des Mittleren Sonnentaus (Drosera intermedia) und weiterer geschützter/gefährdeter Arten.

Das Ökosystem des Ahlder Pool weist eine starke Versauerung und hohe Leitfähigkeiten und Ammonium-Gehalte des Oberflächenwassers auf. Neben der deutlichen Versauerung von Boden und Oberflächenwasser ist der Heideweiher durch Herbivorie (Gänse, Enten etc.) und den Eintrag eutrophierender Immissionen (aus landwirtschaftlicher Intensivnutzung des südlichen Emslandes und zwei nahegelegenen Autobahnen), vor allem aber durch frühe, lang anhaltende Trockenphasen seit 2018 gekennzeichnet, welche ein gewichtiger Stressfaktor für die wertgebende Strandlingsvegetation (Littorelletea) darstellen.

Ahlder Pool (Foto: Melanie Willen).

Strandling (Litorella uniflora) am Ahlder Pool (Foto: Melanie Willen).

 

 

 

 

 

 

 

Wegstrecke: knapp 1 km; Beschaffenheit der Route: fester Weg durch Grünland und Pfeifengras-Bestände. Für den Heideweiher reicht voraussichtlich festes Schuhwerk. Da es sich bei dem Gebiet um ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet handelt, bitte keine Pflanzen, Tiere oder Pilze entnehmen.

Exkursionsleitung: Prof. Dr. Rainer Buchwald, Dr. Cord Peppler-Lisbach
Exkursionsteam: Prof. Dr. Rainer Buchwald, Dr. Cord Peppler-Lisbach, Tobias Böckermann